Registriert seit: 04.12.2007
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AW: Film beschreibungen...
Planet Terror:
Nach Tarantinos "Death Proof" nun also Rodriguez' "Planet Terror" – und letzterer hat seine Sache sehr gut gemacht, denn er hat genau das inszeniert, was von einem Grindhouse-Exploitation-Film erwartet wird: "übereifriges" schauspielern, Blut und Eingeweide im Sekundentakt, absolut flache Charaktere, eine kaum vorhandene Story und gewollt schlecht aussehende Spezialeffekte. Davor hat sich sein Kollege Tarantino dann ein wenig gedrückt, denn er hat versucht, auch noch einen guten Film zu machen. Von Anfang an fließt das Blut in Strömen und ein verrückter Splatter-Einfall jagt den nächsten. So viele, dass man eigentlich 10 Filme daraus hätte machen können, aber so macht es eben mehr Spaß. Da schwanken altmodische Retro-Zombies durch die Gegend, Rose McGowan schießt mit ihrer Waffen-Beinprothese, es geht Schlag auf Schlag, ein Ekelmoment reiht sich an den anderen und die quakige Synthi-Musik und die vielen Kratzer und Aussetzer lassen alles noch authentischer nach 70er Jahre aussehen. Fazit: "Planet Terror" ist ein kranker Gore-Spaß, der seinesgleichen sucht! Für schwache Mägen nicht zu empfehlen. Aber welcher Film ist nun besser? Das ist Geschmackssache. Wer Tarantinos schräges Dialoggeschwafel, stilistische Überhöhungen und zahllose Anspielungen auf Filme, die nicht jedermann kennt, mag, ist hier an der richtigen Stelle. Wer darauf gut verzichten kann, wird dennoch seinen Spaß haben, aber wahrscheinlich eher auf Rodriguez' Filmchen abfahren. Großartig sind jedenfalls alle beide.
Crank:
Wie geht man an einen Film wie "Crank" heran. Natürlich könnte man ihn zerlegen, da er ein oberflächlicher, auf visuelle Mäzchen bedachtes Nichts an Geschichte ist, aber das würde an der Essenz vorbeigehen, denn dieser Film will nichts anderes als genau das sein. Die beiden Regisseure haben viele visuelle Gags - der beste kommt gar in den letzten Sekunden des Films -, wobei sie sich nicht für eine filigran gearbeitete, von differenzierten Charakteren getragene Story interessieren. "Crank" ist Action pur ohne Sinn und Verstand, aber in dieser Kategorie mehr als überzeugen. Die Figuren sind Schablonen, einige Szenen nah am Klischee, aber die frische unverkrampfte Inszenierung rettet das alles - und wann hat man schon mal gesehen, wie ein an Gift Sterbender, der unbedingt einen Adrenalinkick braucht, seine Freundin mitten in Chinatown davon überzeugen will, mit ihm zu schlafen? "Crank" ist ein Film für Adrenalinjunkies, ein Actiontrip der beinahe unglaublichen Art, der selbst solche Filme wie "Transporter" alt aussehen lässt.
Borat:
Eine Satire soll entlarven, aufrütteln, Reaktionen provozieren. Borat hatte all das schon erreicht, bevor er überhaupt in den Kinos gestartet war: Die kasachische Regierung empörte sich über die Darstellung ihres Landes und der Filmverleiher verkleinerte den US-Kinostart um über tausend Leinwände aus Angst, das Publikum könne den Humor des Films nicht verstehen. Allen Zweifeln zum Trotz avancierte Borat dennoch zum größten Überraschungshit im Filmherbst 2006 und startete einen kontroversen Siegeszug, der seinen Höhepunkt schließlich mit der Verleihung des Golden Globes für den besten Hauptdarsteller an Sacha Baron Cohen fand, der zuvor schon als seine Kunstfigur Ali G. weltweit bekannt geworden war. Als Borat Sagdiyev schlüpft Cohen hier in die Persönlichkeit eines TV-Reporters aus Kasachstan, der nach Amerika reist, um von der größten Nation der Welt Lektionen für seine Heimat zu lernen. Die dünne Handlung ist nicht weiter wichtig, das Herzstück von Borat ist die Begegnung des frauen-, schwulen-, juden- und behindertenfeindlichen Reporters mit ganz normalen Amerikanern, die nur allzu gerne alle Vorurteile bejahen, die Borat ihnen anbietet. Inszeniert wie eine echte Reportage und gefilmt im Guerilla-Stil ist die Art und Weise, wie Borat der angeblich so aufgeschlossenen westlichen Welt den Spiegel ihrer eigenen Heuchelei vorhält, ebenso dreist wie schlichtweg genial, und dazu auch noch unglaublich komisch. Angereichert mit derbem Slapstick-Humor und voll von unvergesslichen Momenten ist Borat nicht nur eine brillant gelungene Satire, sondern ein wagemutiger komödiantischer Geniestreich, der seinesgleichen sucht.
Postal:
"Postal" ist Uwe Bolls großer Befreiungsversuch. Während der Dreharbeiten durfte er Kritikern im Ring aufs Maul hauen, mit dem Film selbst hoffte er, seiner von Haßliebe geprägten Fangemeinde auch kräfig eine vor den Latz zu knallen. Was er hier abliefern wollte, war eine Satire auf den American Way of Live. Ein Gewaltrip, der auf politische Korrektheit einen dicken fetten Haufen setzt und gegen alles und jeden austeilt: Amerikaner, Al-Quaida, Juden, Sekten, 11.9.-Opfer, Behinderte, Polizisten, Zwerge, Sozialsysteme, Deutsche, blonde Bimbos, fette Weiber, Nachrichtensender, Nazis und sogar Boll selbst. Irgendwenn vergessen? Nö, ich glaube nicht. Bolls Ansatz für diesen Film war also anders. Action ja, aber nicht geradlinig, sondern schön respektlos. Was er damit auf finanziell hohem Niveau macht, ist, einen Film zu erschaffen, wie sie seit mehr als 20 Jahren aus dem Hause Troma kommen, wo man blutige Gewalt auch mit absoluter politischer Inkorrektheit verbindet. Das ist Trash allererster Güte, gewollt und überhöht. Bei seinem Versuch, alles und jeden einen überzuziehen, stolpert er jedoch über seine eigenen Ideen. Denn wenn so extrem versucht wird, alles durch den Kakao zu ziehen, dann läuft man Gefahr, dass es zuviel wird und der eigentlich offensive Gehalt der Skandalideen ins Gegenteil verkehrt wird bzw. der Zuschauer dabei abstumpft. Manche Gags sind darum zu plump geworden und lassen satirische Finesse vermissen, wie man es vor allem in Little Germany sehen kann. Aber in dieser Sequenz legt Boll wenigstens angenehm viel Selbstironie an den Tag, wenn er sich selbst spielt und behauptet, seine Filme mit Nazi-Gold zu finanzieren (was Boll im wahren Leben tatsächlich schon unterstellt wurde).In seinem Audiokommentar erzählt Boll, dass anders als bei seinen vorherigen Filmen die Agenturen ihre namhaften Stars nicht in diesem Film sehen wollten. Das zwang ihn, weniger auf Namen zu setzen, mit denen man zwar den Film verkaufen kann, die aber oftmals nicht für ihre Rollen passen, wie es sich bei allen früheren Boll-Filmen gezeigt hat. Da er hier nun so besetzen konnte, dass die geeignetsten Darsteller die Rollen übernahmen, hat er es tatsächlich geschafft, mal ein Ensemble zusammenzustellen, das sich als größtenteils passend darstellt, auch wenn manche Darsteller doch eher laienhaft daherkommen, nicht zuletzt der fast immer nervende Verne Troyer. Übrigens: Der geistig zurückgebliebene Dicke im Rollstuhl heißt Harry. Der dicke Aint-It-Cool-News-Chef Harry Knowles sitzt auch im Rollstuhl. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Fazit: "Postal" ist im Vergleich zu Bolls bisherigen Filmen eine klare Steigerung, aber vielleicht auch nur deswegen, weil er gar nicht erst versucht hat, einen guten Film zu drehen, sondern gewollt knietief im Trash wartet. Wer "Troma"-Filme mag, dürfte auch hier mehr oder weniger unterhalten werden.
kA ob du das gut findest... hab sie von movieman.de
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