Mit einer Kuh auf Wanderschaft in Frankreich
Paris (dpa) - Hadrien und Camomille sind ungewöhnliche Wandergefährten. Der junge Franzose und die milchfarbene Kuh haben gemeinsam 1.300 Kilometer zurückgelegt - Hadrien in Wanderschuhen, seine Kuh Camomille mit einer Gummisohle unter den Hufen.
"Ich wollte einfach reisen und unabhängig sein", sagt der schüchtern wirkende 18-Jährige mit Pferdeschwanz. "Camomille war eine wunderbare Begleiterin, wir haben viele nette Menschen unterwegs getroffen." Derzeit hat Hadrien Rabouin einen Stand auf der Pariser Landwirtschaftsmesse, wo er seinen Reisebericht verkauft. Von den Einnahmen will er bald die nächste Reise finanzieren, dieses Mal ins Ausland und ohne Kuh.
Der Sohn eines Biobauern aus der Region Anjou im Westen Frankreichs träumte schon mit 15 davon, sich auf die Wanderschaft zu begeben. "Ich musste aber meinen Eltern versprechen, vorher das Abi zu machen", erzählt er und grinst. Die Zeit bis zum Schulabschluss nutzte er unter anderem, um das Kälbchen zu dressieren, das seine Eltern ihm mit 16 geschenkt hatten. "Ein Packpferd wäre zu teuer gewesen, und einem Esel hätte ich ständig die Hufe beschlagen müssen", sagt er. "Camomille zählt zur Rasse der Charolais-Rinder, die sind besonders widerstandsfähig."
Den hölzernen Aufsatz für das Gepäck hat er selber gebaut. Mit 37 Kilogramm sind die beiden im vergangenen August losgezogen - darunter acht Kilo Bücher, eine Gitarre und als einzige Lebensmittel zwei Kilo Vollkornreis und ein halbes Pfund Zucker. "Ich wollte bewusst ohne Geld reisen", sagt Hadrien, der sich unterwegs unter anderem von selbst gesammelten Pilzen und Esskastanien ernährt hat. "Oft haben mich Leute zum Essen eingeladen und uns einen Schlafplatz angeboten", sagt er. "Aber manchmal wurden wir auch beschimpft und verjagt, und ich habe oft Hunger gehabt."
Anfangs seien sie nur langsam vorangekommen, aber später hätten sie ihre Rhythmus gefunden und gut 20 Kilometer am Tag geschafft, erzählt Hadrien. Camomille hat sich nur selten dickköpfig gezeigt, "aber wenn, dann konnte ich am Strick ziehen, so viel ich wollte", erzählt Hadrien. Unterwegs hat er sich seiner Leidenschaft für Botanik gewidmet und Pflanzen katalogisiert. Dafür hatte er auch eine Kamera dabei. Auf ein Mobiltelefon verzichtete er jedoch. "Ich hatte eine Telefonkarte und habe mich einmal in der Woche bei meinen Eltern gemeldet", sagt er.
Unterwegs hat Hadrien immer wieder Halt gemacht, um Handwerkern über die Schulter zu gucken. "Ich habe bei einem Schmied und in einer Töpferei mitgearbeitet, das hat großen Spaß gemacht", sagt er. Für einen Beruf hat er sich noch nicht entschieden, erstmal will er weitere Reisen unternehmen, als nächstes nach Italien, dann nach Thailand und Amazonien. Camomille solle dann wieder bei ihren Artgenossen auf der Weide bleiben.
Ende November, wenige Tag nach seinem 18. Geburtstag, kamen Hadrien und Camomille wieder zurück in die Heimat. Ihr Weg hatte sie vom Loiretal bis in die Dordogne und wieder zurückgeführt. Den Winter über arbeitete Hadrien an seinem Buch. Er widmete es "all denen, die mich für verrückt hielten und mir das nicht zugetraut haben - ich danke ihnen herzlich, denn ohne sie, hätte ich das nie geschafft".
Quelle:Web.de
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