Dialer-Prozess: Geschäftsleute landen mit Viren-Trick vor Gericht
Wegen systematischer Irreführung von Internetkunden müssen sich seit Freitag zwei 31 und 22 Jahre alte Geschäftsleute aus Essen und Solingen vor dem Essener Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, falsche Virenwarnungen verschickt und die ahnungslosen Adressaten anschließend zur Installation von so genannten Einwahlprogrammen (Dialer) verführt zu haben. War der Vorgang abgeschlossen, wurde die Internetverbindung über teure 0190er-Nummern hergestellt. Ihr Gewinn soll sich auf knapp zwei Millionen Euro belaufen haben. Die Angeklagten schweigen zu den Vorwürfen.
Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft tauchte auf den Computerbildschirmen der Internetkunden zum Beispiel folgender Text auf: "Nachricht von Systemsteuerung: Achtung! Ihr Computer ist möglicherweise von einem Virus befallen." Anschließend wurde eine Internet-Adresse genannt, auf der das vermeintliche Problem gelöst werden könne. War der Dialer schließlich installiert, entstanden sofort Kosten von 1,89 Euro pro Minute.
Für den angeblichen Betrug sollen die Angeklagten in Solingen extra eine Firma gegründet haben. In der Anklageschrift sind zwar nur 33 Fälle aufgelistet, trotzdem geht die Essener Staatsanwaltschaft von einem weitaus größeren Umfang aus. Hauptindiz sind die angeblich hohen Geldeingänge. Die Zahl der Geschädigten schätzt die Staatsanwaltschaft deshalb auf mehrere Tausend. Vielen der Opfer sei die überhöhte Abrechnung aber möglicherweise gar nicht aufgefallen. Die 17. Strafkammer des Essener Landgerichts hat für den Prozess zunächst noch sechs Verhandlungstage bis zum 13. April vorgesehen.
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