Daniel Craigs erster Auftritt als James Bond bietet erstklassige Unterhaltung und ein nicht für möglich gehaltenes Revival der totgeglaubten Filmreihe.
James Bond ist zurück, im wahrsten Sinne des Wortes. Casino Royale markiert die Rückkehr zu Ian Flemings ursprünglicher Bond-Romanfigur. Dort war der britische Geheimagent bei weitem nicht der Charmeur und unwiderstehliche Liebhaber der Roger Moore und Pierce Brosnan Ära; ein Party Löwe, der im Alleingang gigantomanisch veranlagte Megaschurken mit einem müden Lächeln erledigte, während sein eigentliches Interesse den berüchtigten Bond Girls galt. Der echte Bond trägt hingegen, überspitzt formuliert, starke Züge eines hemdsärmeligen Psychopathen; ein beziehungsunfähiger seelischer Krüppel, der im Zweifelsfall, eher widerwillig, auch im Smoking eine gute Figur abgeben kann. Casino Royale stellt nun die spannende Frage, wie Bond zu dem wurde was er ist.
Kurz umrissen zeichnet der Film also die Geburt des Geheimagenten nach und beginnt am Anfang. Bond ist noch ein unbeschriebenes Blatt beim MI6. Er muss sich zunächst bewähren und erhält nach zwei routiniert abgearbeiteten Aufträgen den 007 Status. Seine erste große Mission führt ihn zu Le Chiffre, einem Bankier weltweit operierender Terroristen. Um Le Chiffre zu stoppen und das Terror-Netzwerk zu zerschlagen, muss Bond seinen Widersacher bei einem Pokerspiel im Casino Royale niederringen. Bonds Umgang mit den ihm zur Verfügung gestellten Steuergeldern, wird dabei, zu seinem Unmut, von einer zufälligerweise ausnehmend attraktiven Beamtin des britischen Schatzamtes überwacht.
Der entscheidende Schachzug für das Gelingen dieser mutigen Annäherung an den Stoff, war die Verpflichtung des britischen Schauspielers Daniel Craig. Bei Craig hat man immer den Eindruck, als sei er aus einem Granitstein herausgearbeitet worden: ideale Voraussetzungen also für eine „hardboiled“ Variante des über die Jahrzehnte bis zur Unkenntlichkeit weichgespülten Helden. Dazu kommt ein überraschend intelligentes Drehbuch, das im Kern ein brilliant ausgearbeitetes Kammerspiel in sich trägt: die Konfrontation zwischen Bond und Le Chiffre im Casino. Der eigentliche Clou jedoch ist die Einführung einer Frauenrolle, die durch ihre Widersprüchlichkeit den männlichen Hauptfiguren den Rang abläuft. Eva Green verkörpert diese Frau, und es ist die Chemie zwischen ihr und Daniel Craig, die den Film trägt. Immer dann wenn Casino Royale in Schieflage zu drohen gerät, tritt schließlich Regisseur Martin Campbell auf den Plan und bremst die Geschichte mit ironischen Einschüben elegant ein. Selbst eine schmerzhaft anzusehende Foltersequenz bekommt unter Campbells Führung eine wunderbar leichte Note ohne ihren dramaturgischen Gehalt für die Geschichte zu schmälern – vielleicht das größte Verdienst des Films.
Man kann ganz sicher einwenden, dass Casino Royale zu lang geraten ist, dass der Höhepunkt am Ende im Vergleich zum Mittelteil ein wenig abfällt und dass es ein paar Ungereimtheiten im Storytelling zu entdecken gibt. Alles richtig und dennoch gilt festzuhalten: Casino Royale hat das scheinbar unmögliche vollbracht und einer totgeglaubten Filmreihe neues Leben eingehaucht. Eine bemerkenswerte Leistung. --Thomas Reuthebuch
MovieGod.de
Was wurde im Vorfeld des 21. James-Bond-Abenteuer nicht alles geschimpft, diskutiert und spekuliert: Daniel Craig sei kein 007, dazu sei er zu blond, zu wenig Gentleman und überhaupt könne das ja alles nur schief gehen. Nun allerdings, und soviel sei bereits in dieser Einleitung verraten, dürfen alle Bedenken zumindest diesbezüglich getrost vergessen werden.
Der seit Lizenz zum Töten erste Bondfilm, der auf einem Roman von Franchise-Schöpfer Ian Fleming basiert, kehrt dorthin zurück, wo alles begann: Die durch zwei Auftragsmorde frisch gebackene Doppel-Null (Daniel Craig) soll den mysteriösen Le Chiffre (souverän wie immer: Mads Mikkelsen) dingfest machen, der sich als Investmentbanker krimineller Organisationen und Terroristen hoch verschuldet hat und nun mit dem Rücken zur Wand steht.
Als Le Chiffre in Montenegro ein millionenschweres Pokerspiel auf die Beine stellt, wird Bond vom MI6 zum Kartenspielen abkommandiert. Zur Seite steht ihm Vesper Lynd (Licht und Schatten: Eva Green), die vom britischen Schatzamt dazu beauftragt wurde, das zur Verfügung gestellte Geld zu überwachen.
Die Entscheidung der Produzenten, die Hauptrolle mit dem im Mainstreamkino weitgehend unbekannten Daniel Craig zu besetzen, stellte sich als vollkommen richtig heraus: Craig ist als James Bond gleichermaßen coole Sau und Gentleman, weiß mit Waffen ebenso umzugehen wie mit Frauen und lässt dennoch einen menschlichen Kern durch die harte Schale der Abgeklärtheit blicken. Mit ihm als neuem Bond bewerkstelligte GoldenEye-Regisseur Martin Campbell in Casino Royale auch eine erneute Trendwende in Sachen Heldendarstellung: Der neue Bond ist kein glatt polierter Profi mehr, der sich niemals den Anzug schmutzig macht; Er macht Fehler, rennt gänzlich unelegant mit dem Kopf durch die Wand und kriegt im Laufe des Films nicht nur ein paar Kratzer ab, sondern ordentlich auf die Schnauze. So gerieten die Actionszenen zwar um einiges rauer als von den Brosnan-Filmen gewohnt, jedoch nicht übermäßig brutal oder gar blutrünstig, wie in einigen Interviews im Vorfeld angedeutet wurde.
Nichtsdestotrotz sind es neben den teils spektakulären und routiniert in Szene gesetzten Actionsequenzen vorrangig die Charaktere, die den Film antreiben.
So nimmt Bonds charmant-dramatische Romanze mit Vesper Lynd eine ebenso zentrale Rolle ein wie sein psychologisches Kräftemessen mit Le Chiffre. Leider gingen die Drehbuchautoren Neil Purvis, Robert Wade und Paul Haggis bei der Ausarbeitung der Nebenfiguren weniger sorgfältig vor: Charaktere wie Felix Leiter (Jeffrey Wright) oder der Mittelsmann Mathis (Giancarlo Giannini) werden weder anständig eingeführt, noch entwickelt und sind daher dementsprechend unbedeutend.
Sie stehen im Endeffekt symptomatisch für den einzigen wirklichen Kritikpunkt am Film - die völlig überkonstruierte Handlung. Mit dem Legen von falschen Fährten und Basteln von zahlreichen Plotwendungen haben es Haggis und Co. eindeutig viel zu gut gemeint, was den sonst durchweg positiven Gesamteindruck des Films doch um einiges trübt.
Gerade im letzten Drittel verliert Casino Royale deutlich an Fahrt und vor allem an Richtung, was den geneigten Zuschauer das große Finale fast schon sehnsüchtig herbeiwünschen lässt. Dieses geriet dann zwar wie erwartet spektakulär, allerdings wäre eine Straffung der insgesamt 141 Spielminuten definitiv notwendig gewesen - da entschädigen auch die teils pointierten Dialoge und ironische Selbstreferenzen nur ein Stück weit.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das Experiment mit der Darstellung eines weniger auf Übermensch angelegten James Bond dank eines hervorragenden Daniel Craig eindeutig als geglückt zu werten ist und Casino Royale trotz einiger dramaturgischer Fehler einen unterhaltsamen und spannenden Kinoabend gewährleistet. Auch wenn der gegen Ende etwas lang wird.
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