Die Gerichtspsychiaterin Adelheid Kastner hat nach dem Fritzl-Urteil in ihrem ersten Interview mit der Presse Einblick in die Seele des Inzest-Vaters gegeben. Bis zum Prozess sei dem 73-Jährigen die Schwere seiner Taten nicht bewusst gewesen.
Die Linzer Gerichtsgutachterin Adelheid Kastner erzählte dem Hamburger Magazin «Stern», dass der Inzest-Vater in den letzten Monate vor seiner Festnahme offenbar Angst vor seiner Kellerfamilie hatte. Er lebte mit der «Sorge, dass ihn da unten jemand mal attackieren könnte.» Immerhin hätten dort «drei Erwachsene gelebt, also drei gegen einen», sagt Kastner.
Die Zweitfamilie nach oben holen
Nach ihrer Einschätzung hatte Fritzl tatsächlich geplant, seine im Keller gefangene Zweitfamilie aus dem Kerker nach oben zu holen. Mit Reue habe das jedoch nichts zu tun gehabt.
Er sei davon ausgegangen, das Verbrechen würde nicht auffliegen. Fritzl sei überzeugt gewesen, dass seine Tochter Elisabeth nicht zur Polizei gehen würde.
Bis in den Prozess hinein sei sich Fritzl der Schwere seiner Taten offenbar nicht bewusst gewesen. Erst mit der elfstündigen, auf Video aufgezeichneten Aussage seiner Tochter sei «seine Welt endgültig zusammengebrochen».
Fritzl kennt nur zwei Emotionen
Josef Fritzl kann Dinge komplett ausblenden, ist die Meinung von Kastner. Der Inzest-Vater sei ein «emotionaler Analphabet», der lediglich zu zwei Emotionen fähig sei - Triumph und Angst. «Das Gefühl des Triumphs, wenn er jemanden dominiert. Und Angst. Alle anderen Emotionen kann er nicht nachvollziehen», erklärt die 46-Jährige.
Deshalb war für Josef Fritzl der Tod des Zwillings-Babys eher ein logistisches Problem. «Ich war immer ein Anhänger der Feuerbestattung», soll Fritzl vor Gericht dazu gesagt haben.
Quelle: "=min